Wie auf Tinnitus-Heilung.net beschrieben kann man einen Tinnitus mit Medikamenten nicht vollständig behandeln. Einige Methoden, die vielen Patienten geholfen haben findet man ebenfalls auf diesen Seiten. Forscher aus Dublin und Regensburg haben nun im Fachblatt „Science Translational“ eine weitere, neue Heilungsmöglichkeit bei Tinnitus beschrieben.
Mit elektrischen Zungenimpulsen soll es möglich sein, neue Schaltkreise im Gehirn zu aktivieren
Dieser neue Ansatz heisst Bimodale Neuromodulation. Dabei bekommt ein Tinnitus-Patient per Kopfhörer unterschiedliche Geräusche vorgespielt. Währenddessen wird die Zungenspitze mit leichten elektrischen Impulsen stimuliert. Hierzu legt der Therapeut ein kleines Gerät auf die Zunge. Im Mund sollen die Reize nun bestimmte Nerven anregen. Durch eine Fernbedienung lassen sich die Töne und auch die Zungenimpulse regulieren.
Wenn alles gut läuft aktiviert dies neue Schaltkreise im Gehirn. Diese sollen das Phantomgeräusch des Tinnitus überlagern. Wissenschaftler am Tinnituszentrum der Uni Regensburg und am St. James Hospital in Dublin haben dies bei 326 Probanden über drei Jahre getestet.
Teilweise verwirrende Ergebnisse für diese neue Heilungsmöglichkeit bei Tinnitus
Die Forscher nennen dies die größte und längste Studie zu Tinnitus die bekannt ist. Zwölf Wochen lang führten die Teilnehmer der Studie die Behandlung täglich eine Stunde lang zu Hause durch. Ein vielversprechendes Ergebnis kam dabei heraus. Dagegen ist nicht ganz nachzuvollziehen, warum 78 Prozent der Teilnehmer die Therapie weiterempfehlen würden. Denn nur etwas mehr als 60 Prozent berichten von einem persönlichen Nutzen der Therapie.
Positiver Effekt der Behandlung auch nach Monaten
Die Geräte wurden nach den 12 Wochen wieder eingesammelt. Jedoch hielt die positive Wirkung bei vielen Teilnehmern an. Bei einigen bis zu einem ganzes Jahr. Sogar bei nicht täglicher Teilnahme war ein positiver Effekt spürbar. Selbst bei nur 36 Behandlungsstunden in diesen 12 Wochen war ein Effekt möglich.
Es ist jedoch nicht ganz klar, ob es sich nun wirklich um einen Durchbruch in der Tinnitus-Behandlung handelt.
Jedoch zeigte auch eine andere Studie positive Effekte der Neurostimulation
Es war nämlich nicht der erste Versuch mit bimodularer Neurostimulation bei Tinnitus. Forscher der Universität haben von Michigan vor zwei Jahren bei 20 Probanden schon einmal ähnliche Geräte getestet. Dies jedoch mit genau dem umgekehrten Ansatz. Gegenüber der Überlagerung durch neue Reize versuchten die US-Forscher das Tinnitusgeräusch genau zu treffen. Dann spielten sie es von außen zu.
Diese Töne wurden mit einem darauf abgestimmten elektrischen Impuls an Kopf oder Nacken kombiniert. Dadurch ließ sich die Lautstärke des Tinnitus stark reduzieren. Aber durch die höhere Teilnehmerzahl ist die neue deutsch-irische Studie eindeutig aussagekräftiger.
Die Studien weichen von Standards ab
Es wurde allerdings ohne eine Kontrollgruppe gearbeitet. Somit ist die Frage eines evtl. Placebos nicht geklärt. Dieser könnte aber eine nicht unbedeutende Rolle spielen.
Ein wichtiger zweiter evtl. sehr relevanter Missstand betrifft den Hersteller der Therapie-Geräte. Dieser hat die Studie in Science Translational Medicine in Auftrag gegeben. Es handelt sich um die Firma Neuromod aus Dublin. Forderungen der niederländische Psychologin Rilana Cima nach weiteren Versuchen von unabhängigen Forschern zielt auf diese Schwächen ab. Erst danach kann man über einen Einsatz in großem Stil nachdenken.
Neue Heilungsmöglichkeit bei Tinnitus nur mit sehr teuren Geräte
Bisher kann man in Darmstadt, Frankfurt, Hannover und Schweinfurt in Deutschland eine Behandlung durchführen. Das dreiteilige Stimulationsgerät kostet jedoch mindestens 2500 Euro. Dazu muss es noch von Fachleuten individuell eingestellt werden. Also eine kostspielige neue Heilungsmöglichkeit bei Tinnitus.