Zu viele Tinnitus-Betroffene bleiben unbehandelt

Neue klinisch belegte Therapie gegen die belastenden Ohrgeräusche

Durch einen Tinnitus können folgende Geräusche entstehen: 

Rauschen, Klingeln, Surren, Heulen, Pfeifen. Fast immer unhörbar für andere, permanent zu hören vom Betroffenen. Wirkliche Stille gibt es nicht mehr. Eine repräsentative und aktuelle Umfrage zeigt, dass fast 60 Prozent der Betroffenen offensichtlich nicht an die Möglichkeit einer effektiven Therapie glauben und ihr Tinnitus daher unbehandelt bleibt.

Rund 15 Prozent aller Erwachsenen leiden an den Symptomen eines chronischen Tinnitus, dies macht eine aktuelle Studie deutlich. Alleine in Deutschland sind das in absoluten Zahlen mehr 10 Millionen Menschen. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Tinnitus kann auch infolge einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 auftreten, dies zeigten verschiedene Studien. 

Während der Pandemie leiden zudem manche Patienten verstärkt unter ihrem Tinnitus. Aus diesem Grund sind zukünftig steigende Zahlen von Betroffenen zu erwarten, was mit einem erhöhten therapeutischem Bedarf einhergeht. Daher stellt sich nicht nur aufgrund der aktuellen Entwicklungen die Frage nach einer effektiven Therapie. 

Die üblichen Behandlungsoptionen sind bisher:  Kortison, Verhaltenstherapie, Tinnitus-App oder Noiser. Eine aktuelle Umfrage belegt, dass rund 50 Prozent der Betroffenen sich mehr Informationen über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten wünschen. Welche Optionen zur Anwendung kommen, entscheidet sich dann, wenn feststeht, ob es sich um einen akuten oder um einen chronischen Tinnitus handelt (was nach rund drei Monaten Dauergeräusch der Fall ist). 

Hals-Nasen-Ohrenärzte als Behandler nutzen in der Regel die bisher gängigen Therapien, um ihren Patienten Linderung zu verschaffen, sehen aber vielfach nicht die angestrebte Verbesserung. Ein neues Verfahren stellt daher eine gute Option auf bessere Behandlungserfolge dar. Der HNO-Arzt Dr. Jürgen Ramming aus Schweinfurt, sieht als neue und vielversprechende Behandlungsoption Lenire . Er berichtet: Lenire ermöglicht eine klinisch belegte Therapie von Tinnitus-Patienten. „Wir haben in meiner Praxis positive Erfahrungen mit Lenire gemacht und konnten Patienten erfolgreich behandeln“ so Dr. Ramming. 

Innovative Tinnitus-Therapie in Zeiten der Pandemie

Im Rahmen einer umfangreichen Studie, die von 2016 bis 2019 in Dublin (Irland) und Regensburg (Deutschland) durchgeführt wurde, wurde eindrucksvoll belegt, dass es eine effektive Behandlungsmöglichkeit für die unzähligen Tinnitus-Patienten gibt. Bei mehr als 86 Prozent der Studienteilnehmer konnte innerhalb von 12 Wochen eine Linderung der Beschwerden festgestellt werden, die bei einer erneuten Befragung bei über 80 Prozent der Teilnehmer auch noch ein Jahr nach Therapieabschluss angehalten hatte. Diese Tatsache dürfte einem Durchbruch in der Tinnitus-Therapie gleichkommen, der es wert ist, intensiver betrachtet zu werden. Da sie auf einem bemerkenswerten Ansatz beruht, der die Technik der sogenannten bimodalen Neuromodulation einsetzt, umso mehr. 

Über ein kleines Gerät zur Zungenstimulation und über einen Kopfhörer werden zwei Sinne des Patienten gleichzeitig angesprochen. Die Zunge wird durch ein sanftes Prickeln mittels leichtester elektrischer Impulse stimuliert und gleichzeitig empfängt das Gehör individuell an die Hörleistung angepasste akustische Signale. Diese zweifache und gleichzeitige Anregung löst im Gehirn Prozesse aus, die von der Wissenschaft als Neuroplastizität bezeichnet werden und letztlich ausnutzen, dass das menschliche Gehirn ein Leben lang lernen kann und unsere Wahrnehmung verändern kann.

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