Sie müssen Ihre Ohren vor plötzlichem Lärm schützen

Oft reich ein einziger Knall um das Gehör zu schädigen, daher müssen Sie Ihre Ohren schützen.

Was sind Knallereignisse?

Platzt ein Autoreifen, ein Airbag löst aus, eine Gasflasche explodiert; blitzschnell wird es sehr laut. Ein Knall bedeutet, dass eine plötzliche, stoßartige Dichteänderung der Luft eingetreten ist. Oft durch Explosionen hervorgerufen.

Als Schall nimmt man diese sich im Raum ausbreitende Druckwelle wahr. Zwar wird das Ohr dabei nur für eine kurze Zeit einer Druckschwankung der Luft ausgesetzt. Meistens folgt dem schnellen Anstieg des Drucks eine langsamere Abnahme. Mit Überschallgeschwindigkeiten von über 1.000 Metern pro Sekunde
breiten die Knallwellen sich dabei aber aus. Also mit 3.600 Kilometern pro Stunde. Sein Gehör sollte man daher vor solch einem Knallgeräusch schützen.

Einen Gehörschutz sollte jeder tragen, der im Beruf oder in seiner Umgebung überraschend mit starkem Lärm rechnen muss. Schon ein einziger Knall kann je nach Intensität das Gehör schädigen und sogar zu einem Knalltrauma führen – ich weiß wovon ich spreche. Knalltrauma durch Wehrdienst …

Der Druck der Schallwellen, den ein Knall erzeugt, kann die feinen Haarsinneszellen im Innenohr irreversibel schädigen. Ein dumpfes Gefühl, ein Rauschen, ein Piepsen oder ein Dröhnen, besonders mit „watteartigem“ Gefühl. Hält dies auch am nächsten Tag noch an, werden dies erste Zeichen für Knalltrauma, Hörsturz oder Tinnitus sein. Es kommt oft zu Langzeitschäden, ist nicht nur unangenehm und belastend, sondern kann außerdem eine dauernde Schwerhörigkeit zur Folge haben.

Z.B. Feuerwehrleute mit einhergehender Explosionsgefahr sind ebenso gefährdet wie Menschen, die aus beruflichen Gründen Sprengungen vornehmen. Auch Menschen, die sich in Kriegsgebieten oder in der Nähe von lauten Industrieanlagen befinden. Natürlich gehören aber auch Feierlichkeiten, bei denen Böller gezündet werden dazu. Auch hier sollte man sein Gehör vor Lärm und plötzlichen Knallgeräuschen schützen.

Wie die Ohren schützen?

Da man seine Ohren nicht schließen kann, wie die Augen, muss man sie anders schützen. Bestes Mittel um das Gehör vor lautem Knallen zu schützen, ist natürlich Abstand von der Geräuschquelle zu halten. Muss man sich aber bei einer möglichen Geräuschexposition aufhalten, ist ein Gehörschutz unabdingbar.

Natürlich hilft hier ein gekapselter Gehörschutz besser als einfache Ohrstöpsel. Auch „Micky-Mäuse“ genannt. Ein individuell angepasster Gehörschutz, den ein Hörakustiker anfertigt, ist natürlich angenehmer zu tragen. Sie schließen das Ohr sozusagen ab. Dadurch schützen sie das Gehör auf diese Weise zuverlässig. Durch spezielle Filter lassen diese Ohrpassstücke nur bestimmte Frequenzen durch. Ans Ohr dringender Lärm wird dadurch gemindert. Eine Unterhaltung ist somit aber trotzdem möglich.

Kommt man mit Knallwellen in Kontakt, so sollte man regelmäßig das Gehör beim Hörakustiker überprüfen lassen. Solch ein Hörtest ist in der Regel unverbindlich und dauert nicht lange. Aber man kann sich danach sicher sein, ob sein Gehör problemlos funktioniert oder schon geschädigt ist. Man kann z.B. über die Website von audibene einen Akustiker in der Nähe finden. Dort kann man sich wohnortnah vom Hörakustikerinnen und Hörakustikern über Hörschutzmöglichkeiten beraten lassen.

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Tinnitus – Wie man ein Phantomgeräusch misst

Wollten Ärzte bis dato eine Tinnitus-Diagnose stellen, waren sie auf Beschreibungen der Betroffenen angewiesen. Die Phantomgeräusche sind nun erstmals objektiv messbar.

Viele Tinnitusgeplagte vernehmen ein Summen, andere ein Rauschen oder Piepsen. Mancheiner wird immer von einem Wasserfall belästigt. Bei anderen wiederum scheint es permanent an der Tür zu klopfen. Laut einer australischen Umfrage hört ca. jeder vierte Mensch regelmäßig Geräusche ohne eine Lärmquelle von außerhalb.

Durch Corona könnte sich die Situation verschärft haben. Einige Monate nach einer Corona Infektion klagten Betroffene vermehrt über Tinnitus sowie geänderte Geräuschwahrnehmung. Zwei Wissenschafter von der Universität Manchester fanden heraus, dass bei 14,8 Prozent nach einer Infektion ein Tinnitus auftrat. 7,6 Prozent erlitten auch noch einen Hörverlusten. Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Corona und den Hörstörungen seien jedoch noch nicht bewiesen. Da noch noch systematische Hörtests und breite Studien fehlen teilen die Wissenschaftler ihre Aussagen deshalb selbst nur unter Vorbehalt mit.

Z.B. im Nachbarland Österreich geht man von ungefähr einer Million Menschen mit Tinnitus aus. Wahrscheinlich kann man noch nicht einmal genau sagen, wie hoch die Zahl der Betroffenen ist. Bekannt ist nur, dass es recht häufig ist. Viele hätten ein gewisses Grundgeräusch im Ohr. Dies wäre aber nicht gleich ein Tinnitus. Da die Übergänge fließend sind, variieren die Zahlen so stark. Einen Tinnitus nennt man es, wenn das Geräusch tagsüber zu hören ist und es auch noch so stark in den Vordergrund rückt, dass man oft nicht schlafen kann.

Manigfaltige Ursachen

Wenn das Geräusch im Ohr zu belastend wird, sucht man nach der Ursache. Oft führen Lärmschäden, Erkrankungen wie eine chronische Mittelohrentzündung oder Altersschwerhörigkeit zu einem Tinnitus. Genauso gehören aber auch erhöhter Blutdruck, Kreislaufprobleme, Stoffwechselerkrankungen, Stress oder Verspannungen zu den auslösenden Ursachen. Ein ungesunder Lebensstil kann zu einer Durchblutungsstörung führen. Die Organe werden schlechter mit Sauerstoff versorgt, das kann die Nerven im Hörsystem schädigen.

Bei der Ursachenfindung sowie der Intensität des Geräuches war man bisher auf die Angaben der Patienten angewiesen. Dies ist alles nur sehr subjektiv zu bewerten.

Das könnte sich nun ändern

Das Karolinska-Institut in Stockholm hat jüngst eine Methode untersucht, die einen Tinnitus quantifizierbar machen soll. Mittels der „Hirnstamm-Audiometrie“ sollen die Töne ermittelt werden. Es werden Elektroden auf die Stirn geklebt und so Hirnsignale gemessen. Die elektrische Aktivität in der Hörbahn (Teil des Gehirnstamms) wird gemessen während Betroffene Töne wahrnehmen. Neu ist das Verfahren allerdings nicht, es war bisher jedoch nicht klar, ob die Methode wahrgenommene Geräusche zuverlässig nachweisen kann.

Das Verfahren wird nun durch die Studie bestätigt. Genauso auch die Tatsache, dass die Hirnstamm-Audiometrie ein guter Biomarker für die Erkennung bei chronischem Tinnitus darstellt. Die Studie zeigt klar, dass die Hirnstammaktivität der Testpersonen mit Tinnitus klar ab von denen abwich, die solche
Symptome nicht haben.

Psychische Belastung bei Tinnitus

Durch ein objektives Kriterium könnte zukünftig ebenso ein Behandlungserfolg gemessen werden. Dieser kann bei einem Tinnitus positiv ausfallen. Es gibt Ursachen, die völlig harmlos sind, wie z.B. Verspannungen. Wenn das behandelt wird, kann der Tinnitus oft in den Hintergrund gedrängt werden.
Die Patienten wissen dann, woher das Geräusch kommt. Deshalb fühlen sie sich nicht mehr so stark gefährdet, dies ist eine Form der Heilung.

Natürlich geht es trotz objektiver Messmethoden an erster Stelle um den subjektiven Leidensdruck. Dieser ist individuell undsehr unterschiedlich. Dabei kommt es auch immer sehr auf die psychische Befindlichkeit der Patienten an.

Ein anhaltendes Geräusch im Ohr kann mental sehr belastend sein sowie das Leiden immer mehr verschlimmern. Hat man z.B. durch ein Ereignis, dass einen emotionalen Hintergrund hat, einen Tinnitus, so kann dieser dann verstärkt werden.

Psychotherapie ist daher oft ein wichtiger Ansatz und die Heilungsraten wären hoch. Das ständige Piepsen oder Rauschen und die psychische Reaktion darauf führt zu der eigentlichen Belastung; dies sei aber gut heilbar. Aber auch wenn das Geräusch nicht verschwindet, kann der der Leidensdruck sinken.
Es ist es manchmal keine Heilung im Sinne von Befreiung vom Tinnitus, jedoch kann es eine Befreiung von den Leiden durch den Tinnitus sein.

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Selten, aber unterschätzt – Vor diesen Covid-19-Symptomen warnen die Mediziner

Müdigkeit, Atemnot, Muskelschmerzen: Die Liste der möglichen Langzeitfolgen bei Covid-19 ist lang. Probleme mit den Ohren können offenbar auch zu bleibenden Symptomen gehören, dies zeigen neue Studien! 

Selbst bei mildem Verlauf kann eine Infektion mit dem Coronavirus zu Folgeschäden führen. In den meisten Fällen jedoch klagen Betroffene über langanhaltende neurologische Störungen, wie z.B. dem Verlust des Geruchssinns oder auch Atemnot und Erschöpfung. Mitunter kommt es bei schweren Covid-19-Erkrankungen zu gefährlichen Hirn- oder Lungenschäden. Jedoch auch andere Körperteile/Organe, wie etwa das Mittelohr, können immensen Schaden nehmen. 

Langzeitkomplikation: Plötzlicher Hörverlust durch Corona?

Bereits 2020 haben Britische Hals-Nasen-Ohren-Ärzte der „Pharmazeutischen Zeitung“ zufolge den ersten Fall eines plötzlichen und dauerhaften Hörverlustes infolge von Covid-19 beschrieben. Aufgrund einer Corona-Infektion sei ein 45 Jahre alter Mann mit Asthma im Krankenhaus behandelt worden und erlitt infolge der Krankheit einen Tinnitus im linken Ohr, gefolgt vom plötzlichem kompletten Hörverlust im selben Ohr!

Weder eine Entzündung im Ohr, noch andere mögliche Ursachen wie etwa rheumatoide Arthritis oder eine Influenza- oder HIV-Infektion, die einen plötzlichen Hörverlust zur Folge haben können, fanden die Ärzte.

Daher vermuteten sie einen kausalen Zusammenhang zwischen der SARS-CoV-2-Infektion und dem Hörverlust. Dass Corona-Viren die Epithelzellen im Mittelohr befallen könnten, spräche dafür.

Wie häufig Hörschäden und Tinnitus bei Covid-19-Erkrankungen auftreten, deckt eine Studie auf 

Es mehren sich Fallberichte von Corona-Patienten, die über ein beeinträchtigtes Hörvermögen und Tinnitus klagen. „Ich habe unzählige E-Mails von Menschen erhalten, die über Veränderungen ihres Hörens oder einen Tinnitus nach einer Covid-19-Erkrankung berichten“, teilte Kevin Munro, Experte für Audiologie von der Universität Manchester mit. „Es gibt daher eine dringende Notwendigkeit, die Langzeiteffekte von Covid-19 auf das auditorische System genauer zu untersuchen.“

Mit seinem Kollegen Ibrahim Almufarrij führte Munro gemeinsam eine Metastudie durch. 56 Untersuchungen werteten sie aus, bei denen ein vermehrtes Auftreten von Hörstörungen im Zuge einer Corona-Infektion beschrieben wurde.

Hier das Ergebnis der im „International Journal of Audiology“ veröffentlichen Studie: 14,8 Prozent der Covid-19-Patienten, berichteten im Schnitt, dass ihr Tinnitus schlimmer wurde oder ein solches Ohrgeräusch neu auftrat, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurden. 7,6 Prozent erlitten einen länger anhaltenden Hörverlust. Der Hörverlust setzte meist abrupt ein und betraf beide Ohren. 

Einige wenige Fälle gab es jedoch auch, in denen sich eine Schwerhörigkeit erst allmählich entwickelte oder nur ein Ohr betraf. Diese Hörstörungen traten sowohl bei Patienten mit milden, als auch mit schweren Verläufen auf, die Mehrheit der Patienten von ihnen war männlich. Diese Ergebnisse legen, nach Ansicht der Studienautoren nahe, dass Covid-19 auch die Ohren und das Hörsystem beschädigen kann. Abschließend erforscht sind diese Ursachen jedoch leider noch nicht. Es könnte mehrere Mechanismen geben, durch die die Infektion direkt oder indirekt das Hörsystem angreift, wie sie erklären. Infrage kommen dabei das Virus selbst, Durchblutungsstörungen oder das Immunsystem.

Zusammenhang zwischen Tinnitus und Covid-19 bereits erwiesen

Damit wie sich eine Corona-Infektion auf Menschen mit Tinnitus auswirkt, hat sich ein internationales Forscherteam aus Belgien, England, den USA, den Niederlanden, Schweden und Indien bereits 2020 eingehender beschäftigt. Dazu wurden Daten von 3.103 Tinnitus-Patienten aus 48 Ländern ausgewertet. 

Das Ergebnis: 

40 Prozent derjenigen, die unter Covid-19-Symptomen litten, gaben an, dass sich auch deren Tinnitus verschlimmert habe. Zudem gaben sieben Personen an, dass sie den Verdacht haben, dass durch eine Corona-Infektion der Tinnitus erst ausgelöst wurde. Die Forscher schlussfolgerten daraus, dass ein Zusammenhang zwischen der Infektion und dem Tinnitus besteht. 

Deutsche Forscher des Tinnitus-Zentrums der Universität Regensburg konnten dies durch eine Studie bestätigen. Demnach könnte ein erhöhter Stresslevel, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, als Tinnitus-Trigger wirken.

Während der Corona-Infektionszeit; Hörproblemen mehr Beachtung schenken

Berichte über Hörverlust infolge einer Covid-19-Infektion sind bislang zwar eher selten, allerdings raten Mediziner Covid-19-Patienten dazu, achtsam zu sein und sich bei den ersten Anzeichen eines Hörverlustes untersuchen zu lassen. Dies sei vor allem deshalb sehr wichtig, weil eine schnell einsetzende Therapie mit sogenannten Corticosteroiden den Hörverlust rückgängig machen könne.

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Psychotherapie bei chronischem Tinnitus

Für verhaltenstherapeutische Maßnahmen bei chronischem Tinnitus, gibt es eine relativ gute Datenlage. Um die Gesundheit des Patienten nachhaltig zu fördern, sollte die Behandlung störungsspezifisch auf chronischen Tinnitus ausgerichtet sein. Dies ist eine grundlegende Anforderung für die Psychotherapie bei chronischem Tinnitus.

Vorrangig sollte ein individuelles Krankheitsmodell erarbeitet werden, in welchem der Patient ein besseres Verständnis für die Entstehung des Geräusches im Ohr bekommt, eventuelle Ängste sollten ausgeräumt werden (Psychoedukation).

Im Anschluss daran erarbeiten der Therapeut und der Patient gemeinsam, welche individuellen Faktoren dazu geführt haben können, dass der Patient einen Tinnitus entwickelt hat und welches aufrechterhaltende Faktoren sind. Ursachen hierfür können Stresssoren im privaten und/oder beruflichen Umfeld sein, die gefunden und analysiert werden. Es werden ggfs. alternative Handlungsmöglichkeiten besprochen.

Der Umgang mit Geräuschen im Ohr wird auf

1.) der körperlichen und
2.) der emotionalen (die Gefühle betreffend) sowie 
3.) der kognitiven (die Gedanken betreffend) und
4.) der das Verhalten betreffenden Ebene

besprochen.

Die tinnituspezifische Arbeit der Psychotherapie zielt auch auf eine Reduktion der Aufmerksamkeitsfokussierung auf die Ohrgeräusche, so dass eine neue Bewertung des Tinnitus erfolgen und Ängste und Sorgen abgebaut werden können. Die von Tinnitus-Patienten klassischerweise erlebten Katastrophisierungen („Das Ohrgeräusch wird immer schlimmer und ich kann nichts machen.“) und erwarteten negativen Konsequenzen („Ich kann wegen des Tinnitus nie mehr arbeiten.“, „Ich kann wegen der Ohrgeräusche nie mehr richtig schlafen.“) werden ebenfalls aufgearbeitet.

Eine verbesserte Bewältigung der Tinnitus-Symptome und ein Zuwachs an Vertrauen in die eigene Einflussnahme, die sogenannte „Selbstwirksamkeitserwartung“ ist Ziel der Therapie. Diese Selbstwirksamkeitswertung ist ein sehr relevanter Faktor zur Wiedererlangung der eigenen Gesundheit.

In der tinnitusspezifischen Psychotherapie kann das Vorgehen hoch strukturiert und manualisiert sein. Je nach Erfahrung des Therapeuten und vor allem je nach Begleiterkrankungen kann und soll der Behandler jedoch auch hiervon abweichen können. 

Dass auch depressive Syndrome bei dieser Behandlungsform eine Verbesserung erfahren, ist ein positiver Nebeneffekt. 

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Stress kann zu Hörproblemen führen: HNO-Arzt erklärt warum

Man versteht vieles plötzlich schlechter, es piept und pfeift in den Ohren: In einer Stress-Situationen scheinen die Ohren manchmal verrückt zu spielen. Das Problem liegt dann meist nicht direkt im Ohr, sondern an anderer Stelle im Kopf.

Laut des HNO-Arztes Erwin Müller findet das Hören zum Großteil dort statt. In einem Interview erklärt er die Mechanismen hinter dem Problem – und er sagt, was uns dabei hilft, damit es besser wird.

Warum geht Stress auf die Ohren, Herr Müller?

Erwin Müller: Man muss unterscheiden zwischen den Auswirkungen auf das Ohr und das Hören. Dies sind zwei verschiedene Dinge. Es kann zu einer Mangeldurchblutung im Ohr bei langfristigem Stress kommen, wodurch es auf Dauer Schaden nehmen kann. Bedeutend mehr verändert jedoch unmittelbarer und häufiger Stress aber die Hörverarbeitung.

Wie äußert sich das?

Erwin Müller: Man wird geräuschempfindlich, versteht schlechter und bekommt einen Tinnitus. Das große Problem ist: Viele bringen solche Symptome nicht mit Stress in Verbindung, weshalb sie sich oft lange Zeit nicht zu helfen wissen. Es hilft jedoch, sich klar zu machen: Die Hörverarbeitung ist wie ein Filter, der durch Stress durchlässiger wird. Man hört weniger von dem, was man eigentlich hören möchte und hört also mehr Störgeräusche, die normalerweise gefiltert werden. 

Was hilft dann?

Erwin Müller: Es hilft, grundsätzlich den Stress zu reduzieren. Man kann demnach sagen: Wenn man selbst ruhiger wird, wird auch das Hören ruhiger. Und das Filtern von Störgeräuschen klappt wieder besser. Was ebenfalls helfen kann: Sich bewusst auf bestimmte Geräusche und Sprachreize zu konzentrieren und somit die Differenzierungsfähigkeit zu trainieren – Hören findet nämlich zum Großteil im Kopf statt. Diese Mechanismen der unterbewussten Hörverarbeitung lassen sich verändern. Diese werden beeinflusst von Stress und Emotionen. Deshalb ist es auch so wichtig, sich nicht über alles aufzuregen und im Alltag für Ausgleich und Entspannung zu sorgen. 

Steuert man bei stressbedingten Hörproblemen nicht rechtzeitig gegen, können sich diese zunehmend verschlechtern. Letztendlich zieht man sich zurück, um die Geräusche zu vermeiden, was dann wiederum zu Ängsten und Depressionen führen kann und den Hörfilter immer durchlässiger macht. Dann entsteht ein echter Teufelskreis, der immer schwerer zu durchbrechen ist.

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Ohr-Infarkt (Hörsturz)

Ursachen, Symptome, Therapie des Ohr-Infarkts

Ohne Vorwarnung und plötzlich erfolgt ein Hörsturz (also ein sogenannter Ohr-Infarkt). Die Symptome sind für Betroffenen meist sehr belastend. Ein schneller Beginn der Therapie ist nun umso wichtiger!

Einen Anruf erledigen, nebenbei schnell die Post sortieren und noch die Fragen der letzten Kunden beantworten. Die Verkäuferin Paula Behnke (Name geändert) musste kurz vor Feierabend noch einiges erledigen. „Ich hatte mich selbst so unter Druck gesetzt, dass mir alles zu viel wurde, und dann erfolgte plötzlich dieser Druck im Ohr“, erzählt die 45-Jährige. „Das Ohr fühlte sich so an, als ob es mit Watte verstopft sei, ich hörte auch schlechter. Kleinste Geräusche hingegen nahm sie äußerst intensiv wahr: „Die Wasserspülung der Toilette und Gespräche in normaler Lautstärke waren unerträglich“. Als es auch Tage später nicht besser wurde, suchte sie einen Arzt auf. Diagnose: Hörsturz.

Was ist ein Hörsturz?

„Ein Hörsturz ist eine innerhalb von Sekunden oder Minuten auftretende, plötzliche Hörminderung im Innenohr, die in der Regel nur ein Ohr betrifft“, teilt Herr Prof. Karl Hörmann von der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde mit (Kopf- und Hals-Chirurgie in Bonn). Es handelt sich dabei um eine Ausschlussdiagnose. „Wenn die Ursache für den Hörverlust geklärt ist, zum Beispiel eine Mittelohrentzündung vorliegt oder ein Knalltrauma, spricht man nicht von einem Hörsturz, sondern ausschließlich dann, wenn man keinen anderen Grund gefunden hat“. 

Welche Ursache hat ein Ohr-Infarkt?

Es gibt eine große Anzahl theoretischer Erklärungsversuche für die Ursachen eines Hörsturzes. Sauerstoffmangel oder Stoffwechselstörungen werden im Bereich der Innenohren vermutet, ebenso wie Durchblutungsstörungen in engen Blutgefäßen“, sagt Michael Deeg vom Deutschen Berufs-verband der Hals-Nasen-Ohrenärzte.

Welche Faktoren begünstigen einen Hörsturz?

Hohe Cholesterin- und Fettwerte, hoher Blutdruck sowie Diabetes scheinen einen Hörsturz zu begünstigen. „Mit Sicherheit besteht auch ein Zusammenhang zwischen Stress und Hörsturz, aber das hängt von der Fähigkeit der einzelnen Menschen ab, mit Belastungssituationen umzugehen“, erläutert Hörmann. „Im Regelfall ist der Hörsturz ein einmaliges Ereignis, aber bei Menschen, die wenig belastbar sind, kann sich das Innenohr zum Stressorgan entwickeln, so dass ihre Hörkurve bei größeren Anspannungen immer wieder absinkt“. 

Welche Symptome zeigen sich bei einem Ohr-Infarkt?

Um das 50. Lebensjahr tritt ein Hörsturz am häufigsten auf. Die Hörminderung kann jedoch unterschiedlich stark ausfallen. Schwindel und Tinnitus können begleitende Symptome sein. Wer Veränderungen beim Hören bemerkt, sollte schnell einen Hals-Nasen-Ohrenarzt aufsuchen. „Die Heilungschancen sind am größten, wenn man innerhalb der ersten drei Tage reagiert“, sagt Hörmann.

Welche Behandlungen gibt es bei einem Hörsturz?

Es gibt keine vollständig erwiesenen Therapiemöglichkeiten, da die Ursachen unklar sind. „Einen hohen Stellenwert hat aktuell die Behandlung mit Kortison, das zu den körpereigenen Hormonen zählt und theoretischen Überlegungen zufolge Entzündungen und Schwellungen im Innenohr bekämpfen soll“, erklärt Deeg. 

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit sind Infusionen, die den Blutfluss begünstigen sollen, die vor allem früher angewandt wurden. Speziellere Therapien wie die hyperbare Sauerstofftherapie oder eine Art der Blutreinigung, kommen nur infrage, wenn die erste Behandlung nicht anschlägt.

Kann nach einem Ohr-Infarkt begleitend eine Psychotherapie helfen?

Falls der Hörsturz vor allem an Stress oder bleiben Restsymptome wie Tinnitus liegen sollte und Schwerhörigkeit bestehen, reicht eine medizinische Behandlung allein nicht aus. „Eine begleitende Verhaltens- und Psychotherapie und das Erlernen von Entspannungsübungen kann Betroffenen sehr weiterhelfen“, sagt Bärbel Bonorden aus Goslar. Frau Bonorden leitet eine Selbsthilfegruppe, die sich auch an Hörsturz-Betroffene richtet und in der Deutschen Tinnitus-Liga (DTL) organisiert ist. Aus Scham und Angst jedoch überspielen viele ihre Hörprobleme. „Das ist ein großes Problem, denn ohne richtiges Hören ist man sehr einsam, es kommt schnell zu unausgesprochenen Missverständnissen, und das Vertuschen raubt sehr viel Energie“, sagt Frau Bonorden. 

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Den Ton im Ohr leiser machen

Die Lebensqualität eines Betroffenen kann durch einen Tinnitus sehr stark beeinträchtigt werden, auch wenn dieser nicht lebensbedrohlich ist. Bei akuten Beschwerden haben die betroffenen Patienten jedoch eine gute Prognose. Eine Linderung ist zumindest bei den meisten Betroffenen mit einem chronischem Tinnitus möglich.

Unter einem Tinnitus versteht man die subjektive Wahrnehmung eines Ohrgeräusch ohne das tatsächlich ein Geräusch von außen an das Ohr dringt. Das Geräusch bzw. der Ton kann dauerhaft vorhanden sein oder intermittierend auftreten. Wichtiger als diese Unterscheidung ist für Ärzte in der Praxis aber, ob der Tinnitus kompensiert oder dekompensiert ist.

Ob er einen Krankheitswert hat und der Patienten sich gestört fühlt oder nicht, sagte HNO-Arzt Dr. Frank Waldfahrer vom Universitätsklinikum Erlangen gestern bei einer Veranstaltung der Reihe Pharma-World bei der Expopharm Impuls, sei ein wichtiges Kriterium. 

Eine Störung im Innenohr, auf Ebene der Haarzellen, liegt in den meisten Fällen zugrunde. Ein struktureller Schaden ist dauerhaft, da sich diese Zellen nicht regenerieren können. Waldfahrer informierte auch darüber, dass es jedoch auch reversible Schäden gibt, die auf einer metabolischen Ursache beruhen. In diesem Fall besteht die Möglichkeit, den Tinnitus rasch wieder verschwinden zu lassen, teilte er mit. Betroffene sollten sich beim Auftreten eines Tinnitus möglichst rasch einem Arzt vorstellen, um die therapeutischen Möglichkeiten auszuloten und optimal zu nutzen.

Ein Apotheker kann jedoch zur Überbrückung ein OTC-Präparat empfehlen. Etwa Magnesium – wobei das protektiv besser wirke – oder Ginkgo biloba. Eine vorläufige Therapie störe die Diagnostik nicht, betonte der HNO-Arzt.

Akuttherapie mit Prednisolon

Durch Lärm verursacht, oder aber ohne erkennbaren äußeren Auslöser kann ein Tinnitus auftreten. In diesem Fall sei die Prognose besser als in dem Fall, wo Lärm der Auslöser ist. Man könne unter Umständen sogar einfach nur abwarten, sagte Waldfahrer. In den meisten Fällen wird jedoch Cortison verordnet, und zwar jeweils 250 mg Prednisolon an drei aufeinanderfolgenden Tagen.

Sollte dennoch eine Besserung ausbleiben, besteht die Möglichkeit der intratympanalen Gabe eines Steroids, in der Regel Dexamethason. Pentoxifyllin, Naftidrofuryl und HAES sind jedoch nicht mehr State of the Art. Begleitend bzw. alternativ zur Steroidtherapie kommt wiederum Ginkgo biloba infrage.

Von einer Chronifizierung des Tinnitus spricht man, wenn das Ohrgeräusch nicht innerhalb von drei Monaten wieder verschwunden ist.

Wie das passieren kann? Waldfahrer benutzte zur Erklärung das Foto eines alten Röhrenmonitors: Ließ man darauf ein Bild eine längere Zeit stehen, hatte es sich eingebrannt. Beim Tinnitus passiert genau das: Dadurch, dass das Innenohr dauernd einen bestimmten Ton produziert, brennt sich das ins Gehirn ein. Die Chronifizierung sei also eine Zentralisierung. Der Ton werde dann nicht mehr im Innenohr generiert, sondern im Gehirn; somit sei ein chronischer Tinnitus eine Hirnfunktionsstörung. Etwa 3 Millionen Menschen sind in Deutschland von dieser Störung betroffen.

Phyto ist nicht gleich Phyto

Es gibt keine spezifische Arzneimitteltherapie bei chronischem Tinnitus, laut der abgelaufenen, aber noch immer angewendeten S3-Leitlinie. Die kognitive Verhaltenstherapie hat die stärkste Empfehlung.

Zur Linderung der Symptome kommen Melatonin, Ginkgo biloba, Zink oder Nicotinamid (Vitamin B3) infrage. Die beste Evidenz aufgrund der Studienlage gibt es für Ginkgo, sagte Waldfahrer. Alle Studien seien mit EGb 761® (Tebonin®) gemacht worden, so dass die Empfehlung nur für dieses Präparat gelte. Die Einnahme sollte über mindestens 12 Wochen erfolgen, bei einer Dosierung von 2 x täglich 120 mg, dies sei am wirksamsten!

Auch Dr. Ursula Hagedorn

Die Apothekerin und Weiterbildungsdozentin für PTA und Apotheker, Frau Dr. Ursula Hagedorn, wies auf die wichtige Unterscheidung zwischen verschiedenen Phytopharmaka hin. „Wir Apotheker sind Naturwissenschaftler, das bedeutet: Wir mögen Studien! Aus diesem Grund empfehlen wir diesen Spezialextrakt und kämpfen dafür, dass nicht irgendwelche Präparate aus dem Drogeriemarkt verwendet werden.“ Das Schüren von Optimismus sieht sie auch, neben der kompetenten Beratung zur Arzneimitteltherapie, als wichtige Aufgabe der Apothekerin in der Betreuung von Tinnitus-Patienten. Wege aufzuzeigen, wie man aus dieser Falle herauskommen kann, sei sehr wichtig!

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Zu viele Tinnitus-Betroffene bleiben unbehandelt

Neue klinisch belegte Therapie gegen die belastenden Ohrgeräusche

Durch einen Tinnitus können folgende Geräusche entstehen: 

Rauschen, Klingeln, Surren, Heulen, Pfeifen. Fast immer unhörbar für andere, permanent zu hören vom Betroffenen. Wirkliche Stille gibt es nicht mehr. Eine repräsentative und aktuelle Umfrage zeigt, dass fast 60 Prozent der Betroffenen offensichtlich nicht an die Möglichkeit einer effektiven Therapie glauben und ihr Tinnitus daher unbehandelt bleibt.

Rund 15 Prozent aller Erwachsenen leiden an den Symptomen eines chronischen Tinnitus, dies macht eine aktuelle Studie deutlich. Alleine in Deutschland sind das in absoluten Zahlen mehr 10 Millionen Menschen. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Tinnitus kann auch infolge einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 auftreten, dies zeigten verschiedene Studien. 

Während der Pandemie leiden zudem manche Patienten verstärkt unter ihrem Tinnitus. Aus diesem Grund sind zukünftig steigende Zahlen von Betroffenen zu erwarten, was mit einem erhöhten therapeutischem Bedarf einhergeht. Daher stellt sich nicht nur aufgrund der aktuellen Entwicklungen die Frage nach einer effektiven Therapie. 

Die üblichen Behandlungsoptionen sind bisher:  Kortison, Verhaltenstherapie, Tinnitus-App oder Noiser. Eine aktuelle Umfrage belegt, dass rund 50 Prozent der Betroffenen sich mehr Informationen über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten wünschen. Welche Optionen zur Anwendung kommen, entscheidet sich dann, wenn feststeht, ob es sich um einen akuten oder um einen chronischen Tinnitus handelt (was nach rund drei Monaten Dauergeräusch der Fall ist). 

Hals-Nasen-Ohrenärzte als Behandler nutzen in der Regel die bisher gängigen Therapien, um ihren Patienten Linderung zu verschaffen, sehen aber vielfach nicht die angestrebte Verbesserung. Ein neues Verfahren stellt daher eine gute Option auf bessere Behandlungserfolge dar. Der HNO-Arzt Dr. Jürgen Ramming aus Schweinfurt, sieht als neue und vielversprechende Behandlungsoption Lenire . Er berichtet: Lenire ermöglicht eine klinisch belegte Therapie von Tinnitus-Patienten. „Wir haben in meiner Praxis positive Erfahrungen mit Lenire gemacht und konnten Patienten erfolgreich behandeln“ so Dr. Ramming. 

Innovative Tinnitus-Therapie in Zeiten der Pandemie

Im Rahmen einer umfangreichen Studie, die von 2016 bis 2019 in Dublin (Irland) und Regensburg (Deutschland) durchgeführt wurde, wurde eindrucksvoll belegt, dass es eine effektive Behandlungsmöglichkeit für die unzähligen Tinnitus-Patienten gibt. Bei mehr als 86 Prozent der Studienteilnehmer konnte innerhalb von 12 Wochen eine Linderung der Beschwerden festgestellt werden, die bei einer erneuten Befragung bei über 80 Prozent der Teilnehmer auch noch ein Jahr nach Therapieabschluss angehalten hatte. Diese Tatsache dürfte einem Durchbruch in der Tinnitus-Therapie gleichkommen, der es wert ist, intensiver betrachtet zu werden. Da sie auf einem bemerkenswerten Ansatz beruht, der die Technik der sogenannten bimodalen Neuromodulation einsetzt, umso mehr. 

Über ein kleines Gerät zur Zungenstimulation und über einen Kopfhörer werden zwei Sinne des Patienten gleichzeitig angesprochen. Die Zunge wird durch ein sanftes Prickeln mittels leichtester elektrischer Impulse stimuliert und gleichzeitig empfängt das Gehör individuell an die Hörleistung angepasste akustische Signale. Diese zweifache und gleichzeitige Anregung löst im Gehirn Prozesse aus, die von der Wissenschaft als Neuroplastizität bezeichnet werden und letztlich ausnutzen, dass das menschliche Gehirn ein Leben lang lernen kann und unsere Wahrnehmung verändern kann.

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Tinnitus als Corona-Nachwirkung

Nach der Erkrankung mit Corona leiden 15 Prozent darunter

Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass Covid-19 mit einem potenziell belastenden und unangenehmen Klingeln in den Ohren in Verbindung steht. Erst kürzlich wurde, durch den Tod von Kent Taylor, der Zusammenhang zwischen dem Tinnitus und der psychischen Gesundheit der Betroffenen deutlich: 

Der US-amerikanische Gründer der Restaurantkette Texas Roadhouse nahm sich am 18. März im Alter von 65 Jahren, nach einem „Kampf mit den Folgeerscheinungen von Covid-19, einschließlich schwerem Tinnitus“ das Leben, dies teilte seine Familie mit. 

Einen sprunghaften Anstieg der Anruferzahlen zwischen den Monaten Mai und Dezember 2020 – im Zusammenhang mit Tinnitus – meldete eine britische Hilfsorganisation, wie „The Guardian“ berichtete. In diesen Monaten wurde ein Anstieg der üblichen Anruferzahlen um 256 Prozent verzeichnet. Kürzlich wurde in einer Analyse in der Fachzeitschrift „International Journal of Audiology“ veröffentlicht, für die Forschende 24 frühere Studien zum Zusammenhang zwischen Covid-19 und Tinnitus ausgewertet hatten.

15 Prozent der Menschen, die an Covid-19 erkranken, berichten demnach davon, dass sie nach der Erkrankung an einem Tinnitus leiden. 7,6 Prozent berichteten über Hörverlust und 7,2 Prozent über Schwindel, der ebenfalls auf die Ohren zurückzuführen ist. Der Professor an der University of Manchester und Hauptautor der Studie für Audiologie, Kevin Munro, berichtete, dass er innerhalb von 24 Stunden nach der Veröffentlichung der Studie etwa 100 E-Mails von dankbaren Patienten erhielt. Viele berichteten davon, dass ihre Ärzte ihre Beschwerden nicht ernst genommen haben.

Es ist bislang nicht klar, ob der Zusammenhang kausal ist

Munro schrieb in einer E-Mail an Business Insider: „Wir warten noch auf eine endgültige Studie von höchster Verlässlichkeit, um diese Zahl zu bestätigen“. Bislang sei nicht klar, ob der Zusammenhang zwischen Covid-19 und dem Tinnitus tatsächlich kausal ist. „Wir wissen aber, dass einige Viren das Ohr schädigen können, also ist dies auch bei SARS-CoV-2 möglich“, so Munro. 

Masern, Mumps und Meningitis, so wissen Forscher, können ebenso Hörprobleme verursachen. „Tinnitus ist jedoch oft noch störender, wenn wir ängstlich und gestresst sind und nicht gut schlafen“, bestätigt Munro.  Diese Faktoren treten sämtlich während einer Pandemie verstärkt auf. Oftmals wird Tinnitus als ein Klingeln in den Ohren beschrieben, kann jedoch auch wie ein Summen, Zischen oder Klicken wahrgenommen werden. Ein User beschreibt auf Twitter seinen „Post-Covid-Tinnitus“ in einem Tweet als „Zikadeninvasion“:

Es leiden 2,7 Millionen Menschen in Deutschland unter chronischem Tinnitus, darunter 1,5 Millionen mittelgradig bis unerträglich. Jährlich kommt es bei rund 10 Millionen Menschen zu einem Tinnitus. Laut der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. steigt zudem die Zahl der chronischen Erkrankungen um etwa 250.000 pro Jahr.

Sowohl bei Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind, als auch bei denen, die sich bereits davon erholt haben, listet der National Health Service in Großbritannien Tinnitus als häufige Folgeerscheinung auf.  Die Weltgesundheitsorganisation WHO und die US Centers for Disease Control bisher nicht. Das es keinen diagnostischen Test für Tinnitus gibt, ist eines der Probleme, schrieb Munro. In den meisten Fällen wird Tinnitus als „subjektiv“ bezeichnet. 

Dies bedeutet, dass nur der Patient das Geräusch hören kann. In einigen seltenen Fällen jedoch hört auch der Arzt den Tinnitus bei einer Untersuchung. Munro schrieb: „Bis wir einen diagnostischen Test haben, müssen sich Kliniker auf die Selbstauskunft in der Anamnese verlassen.“

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Neue Heilungsmöglichkeit bei Tinnitus

Wie auf Tinnitus-Heilung.net beschrieben kann man einen Tinnitus mit Medikamenten nicht vollständig behandeln. Einige Methoden, die vielen Patienten geholfen haben findet man ebenfalls auf diesen Seiten. Forscher aus Dublin und Regensburg haben nun im Fachblatt „Science Translational“ eine weitere, neue Heilungsmöglichkeit bei Tinnitus beschrieben.

Mit elektrischen Zungenimpulsen soll es möglich sein, neue Schaltkreise im Gehirn zu aktivieren

Dieser neue Ansatz heisst Bimodale Neuromodulation. Dabei bekommt ein Tinnitus-Patient per Kopfhörer unterschiedliche Geräusche vorgespielt. Währenddessen wird die Zungenspitze mit leichten elektrischen Impulsen stimuliert. Hierzu legt der Therapeut ein kleines Gerät auf die Zunge. Im Mund sollen die Reize nun bestimmte Nerven anregen. Durch eine Fernbedienung lassen sich die Töne und auch die Zungenimpulse regulieren.

Wenn alles gut läuft aktiviert dies neue Schaltkreise im Gehirn. Diese sollen das Phantomgeräusch des Tinnitus überlagern. Wissenschaftler am Tinnituszentrum der Uni Regensburg und am St. James Hospital in Dublin haben dies bei 326 Probanden über drei Jahre getestet.

Teilweise verwirrende Ergebnisse für diese neue Heilungsmöglichkeit bei Tinnitus

Die Forscher nennen dies die größte und längste Studie zu Tinnitus die bekannt ist. Zwölf Wochen lang führten die Teilnehmer der Studie die Behandlung täglich eine Stunde lang zu Hause durch. Ein vielversprechendes Ergebnis kam dabei heraus. Dagegen ist nicht ganz nachzuvollziehen, warum 78 Prozent der Teilnehmer die Therapie weiterempfehlen würden. Denn nur etwas mehr als 60 Prozent berichten von einem persönlichen Nutzen der Therapie.

Positiver Effekt der Behandlung auch nach Monaten

Die Geräte wurden nach den 12 Wochen wieder eingesammelt. Jedoch hielt die positive Wirkung bei vielen Teilnehmern an. Bei einigen bis zu einem ganzes Jahr. Sogar bei nicht täglicher Teilnahme war ein positiver Effekt spürbar. Selbst bei nur 36 Behandlungsstunden in diesen 12 Wochen war ein Effekt möglich. 

Es ist jedoch nicht ganz klar, ob es sich nun wirklich um einen Durchbruch in der Tinnitus-Behandlung handelt. 

Jedoch zeigte auch eine andere Studie positive Effekte der Neurostimulation 

Es war nämlich nicht der erste Versuch mit bimodularer Neurostimulation bei Tinnitus. Forscher der Universität haben von Michigan vor zwei Jahren bei 20 Probanden schon einmal ähnliche Geräte getestet. Dies jedoch mit genau dem umgekehrten Ansatz. Gegenüber der Überlagerung durch neue Reize versuchten die US-Forscher das Tinnitusgeräusch genau zu treffen. Dann spielten sie es von außen zu. 

Diese Töne wurden mit einem darauf abgestimmten elektrischen Impuls an Kopf oder Nacken kombiniert. Dadurch ließ sich die Lautstärke des Tinnitus stark reduzieren. Aber durch die höhere Teilnehmerzahl ist die neue deutsch-irische Studie eindeutig aussagekräftiger.

Die Studien weichen von Standards ab

Es wurde allerdings ohne eine Kontrollgruppe gearbeitet. Somit ist die Frage eines evtl. Placebos nicht geklärt. Dieser könnte aber eine nicht unbedeutende Rolle spielen.

Ein wichtiger zweiter evtl. sehr relevanter Missstand betrifft den Hersteller der Therapie-Geräte. Dieser hat die Studie in Science Translational Medicine in Auftrag gegeben. Es handelt sich um die Firma Neuromod aus Dublin. Forderungen der niederländische Psychologin Rilana Cima nach weiteren Versuchen von unabhängigen Forschern zielt auf diese Schwächen ab. Erst danach kann man über einen Einsatz in großem Stil nachdenken. 

Neue Heilungsmöglichkeit bei Tinnitus nur mit sehr teuren Geräte

Bisher kann man in Darmstadt, Frankfurt, Hannover und Schweinfurt in Deutschland eine Behandlung durchführen. Das dreiteilige Stimulationsgerät kostet jedoch mindestens 2500 Euro. Dazu muss es noch von Fachleuten individuell eingestellt werden. Also eine kostspielige neue Heilungsmöglichkeit bei Tinnitus.

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